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„Darüber lacht die Republik – Friedrich Ebert und ‚seine‘ Reichskanzler in der Karikatur“ - Ausstellung mit Vortrag im Kreishaus Lüchow

Friedrich Ebert, Reichspräsident der Weimarer Republik, backt sich einen Kanzler. Mit Dr. Wilhelm Marx scheint ihm endlich ein gelungenes Exemplar geglückt. Dies ist eine von rund 70 Karikaturen der Ausstellung.In den 1920er Jahren erlebte die Karikatur einen Boom: Es gab knapp 80 humoristisch-satirische Zeitschriften, die Karikaturen veröffentlichten. Im Fokus der satirischen Kritik standen dabei Reichspräsident Friedrich Ebert und die jeweils amtierenden Reichskanzler. Eine Sonderausstellung im Lüchower Kreishaus zeigt vom 31. März bis 8. Juni rund 70 dieser Zeichnungen.

Zur Eröffnung am Freitag, dem 31. März um 18 Uhr wird Dr. Michael Braun von der Stiftung Reichspräsident Friedrich-Ebert-Gedenkstätte mit einem Vortrag in die Hintergründe der Ausstellung einführen.

Zahlreiche Zeichnungen sind erstmals in einer Ausstellung zu sehen. Fantasievolle Installationen ergänzen die Bildexponate und machen die Präsentation, die sowohl zum Schmunzeln als auch zum Nachdenken anregt, besonders anschaulich.

Die Karikaturen nehmen neben Ebert selbst insbesondere jene Kanzler ins Visier, die er zu seinen Lebzeiten ernannt hat. Dies waren die SPD-Politiker Philipp Scheidemann, Gustav Bauer und Hermann Müller, von der Zentrumspartei Constantin Fehrenbach, Joseph Wirth und Wilhelm Marx, der DVP-Vorsitzende Gustav Stresemann sowie die parteilosen Wilhelm Cuno und Hans Luther. Zwei dieser Kanzler, Hermann Müller und Wilhelm Marx, gelangten nach dem Tod Eberts im Februar 1925 erneut ins Amt. Karikaturen aus diesen zweiten Amtszeiten sind ebenfalls in der Ausstellung zu sehen.

Olaf Gulbransson, einer der bekanntesten Zeichner des „Simplicissimus“, wirft dem Reichspräsidenten und der Reichsregierung in einer 1919 erschienenen Ausgabe der satirischen Zeitung Untätigkeit vor. Als „radikale Maßnahmen gegen die Kohlennot“ lässt er Reichskanzler Gustav Bauer (SPD), seine Minister und Friedrich Ebert in den Winterschlaf eintreten, bis die Krise vorbei ist (© Olaf Gulbransson/VG Bild-Kunst)Die Auswahl der Karikaturen erfolgte zum einen nach optischen und künstlerischen Gesichtspunkten; zum anderen sollten die Karikaturen auch heute noch ohne komplizierte Erläuterungen verständlich sein. Auch wenn die Zeichnungen zum großen Teil auf das politische Tagesgeschehen Bezug nehmen und es widerspiegeln, so lassen sie sich zumeist auch ohne Hintergrundwissen intuitiv verstehen. Manche wirken noch heute erstaunlich aktuell. Dies spricht für die außergewöhnliche Qualität der Karikaturen, die der Betrachter auch ohne Vorkenntnisse genießen kann.

Die Ausstellung gliedert sich in verschiedene Themenbereiche, die von den Karikaturisten besonders häufig aufgegriffen wurden. Dabei reicht die Spannweite von harmlos-lustigen Zeichnungen bis zu zutiefst verleumderischen Darstellungen. In drastischen Bildern belegen sie den Hass der politischen Gegner auf das sozialdemokratische Staatsoberhaupt und die demokratische Elite der Weimarer Republik. Sie greifen nicht nur Reichspräsident und Reichskanzler an, sondern auch das demokratische System, das diese verkörpern. Die ausgestellten Karikaturen spiegeln somit die gesellschaftlichen Gegensätze der Weimarer Republik wider. Sie werfen ein Schlaglicht auf die politische Kultur einer Epoche, in der Unsicherheit, Krisen und politische Feindschaft zur Tagesordnung gehören und das Klima prägen.

Die Bildunterschrift „Einigkeit macht stark“ ist angesichts des Hauens und Stechens auf der Abbildung nur ironisch zu verstehen. In der Mitte, mit Regenschirm bewaffnet, Reichspräsident Fried-rich Ebert, auf den ein Uniformierter mit Pickelhaube und gezücktem Säbel einschlagen will. Die-sem wiederum sticht ein Arbeiter eine Mistgabel in den Hintern (Karikatur von Olaf Gulbranson) (© Olaf Gulbransson/VG Bild-Kunst, Bonn 2009).Die Ausstellung der Reihe "KuK 2017 – Kunst und Kultur im Kreishaus" steht Besuchern von Montag bis Donnerstag von 8.30 bis 16 Uhr und am Freitag von 8.30 bis 12.30 Uhr offen.

Der Eintritt ist frei.

 

 

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