Ansprechpartner & mehr

Pressemitteilungen

Ruhig fließt die Jeetzel – EU Wasserrahmenrichtlinie (02.09.2022)
Landkreis Lüchow-Dannenberg (PM224/2022)

Foto (D.Drazewski): JeetzelkanalDas Wasser in der Jeetzel fließt kaum noch, vielmehr halten die geschlossenen Wehre im Jeetzelkanal das wenige Wasser an Ort und Stelle. Seit zwei Monaten steht das Wasser, beschreibt Merle Sandkühler vom Landesbetrieb für Wasserwirtschaft (NLWKN) die Situation. Und viele Gräben und kleinere Zuläufe sind längst trocken gefallen.
Dürre Sommer 2022. Und in fünf Jahren muss die EU-Wasserrahmenrichtlinie umgesetzt sein. Im Ausschuss für Naturschutz, Land-, Forst- und Wasserwirtschaft haben die Kreisverwaltung zusammen mit dem Biosphärenreservat, dem NLWKN und den Wasser- und Bodenverbänden über die Vorgaben informiert und mögliche Probleme in Lüchow-Dannenberg angesprochen.

„Die Wasserrahmenrichtlinie verpflichtet die Mitgliedstaaten der EU dazu, bis 2027 alle Oberflächengewässer in der EU durch Maßnahmenprogramme und Bewirtschaftungspläne in einen guten ökologischen Zustand zu bringen“. Dorothee Rößler, Fachdienstleiterin im Bereich Naturschutz, fasst die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie zusammen. „Und für das Grundwasser ist ein guter mengenmäßiger und guter chemischer Zustand zu erreichen.“
Die Wasserrahmenrichtlinie ersetzt seit dem Jahr 2000 eine Vielzahl von Einzelrichtlinien zum Gewässerschutz und ist von allen europäischen Mitgliedsstaaten mittlerweile in nationales Recht aufgenommen worden.Die Gewässerunterhaltung hat sich jedoch nicht nur nach der Wasserrahmenrichtlinie auszurichten, sondern auch das Naturschutzrecht muss dabei beachtet werden. Der Artenschutz fordert zum Beispiel, dass lebende Krebse, Muscheln, Fische aufgesammelt und wieder ins Wasser gesetzt werden, nachdem der Grund eines Gewässers mit dem Bagger geräumt wurde.

Artenvielfalt und Wasserwirtschaft

Dirk Janzen, Leiter der Biosphärenreservatsverwaltung Niedersächsische Elbtalaue, schwärmt von der Artenvielfalt im Uferbereich der Flüsse und Gräben: „Gerade in der Trockenheit kommen hier viele Tiere zusammen.“ Janzen kennt aber auch den Konflikt, dass Gräben unterhalten werden müssen, um den Abfluss des Wassers zu gewähren. Andernfalls stünden große landwirtschaftliche Flächen lange unter Wasser, könnten also kaum beackert werden. Die Unterhaltungsverbände arbeiten eng mit den Naturschutzbehörden zusammen, mähen oft nur einseitig. Doch das koste auch Zeit, merkt Sven Ebeling an. Er ist Geschäftsführer des Kreisverbandes der Wasser- und Bodenverbände. Eigentlich ist ihre Aufgabe, die Gräben freizuhalten, das Land trocken zu halten.

Rückhaltesysteme für Wasser

Doch Gräben könnten auch Wasser zurückhalten, ergänzt Naturschützer Janzen, gerade bei der Dürre sei dies wichtiger denn je. Nach dem Niedersächsischem Wassergesetz gilt es bei der Gewässerunterhaltung auch den schadlosen Wasserabfluss sicherzustellen, gerade bei Hochwasser eine wichtige Funktion. Gleichrangig jedoch sind dabei auch die gewässerspezifischen Foto (D. Drazewski): Wehranlage hält Wasser zurückökologischen Belange zu berücksichtigen. Die Wasser und Bodenverbände betreuen im Landkreis Lüchow-Dannenberg rund 1200 km Gewässer zweiter und dritter Ordnung. Das sind viele Gräben, die als Wasserspeicher dienen könnten. Doch dabei gehe es auch um Haftungsfragen, ergänzt Geschäftsführer Ebeling, Flächen dürften durch Rückhaltesysteme nicht überschwemmt werden. „Es kann passieren, dass dann ein Bauer auch mal nasse Füße bekommt“, sagt Kreislandwirt Adolf Tebel.

Doch nasse Füße gibt es derzeit nicht. Viele Gewässer sind mittlerweile ausgetrocknet. An einigen Stellen hätten die Wasser- und Bodenverbände bereits mit Sperren und geschlossenen Wehren reagiert, um so das wenige Wasser weiter in den Gräben zu halten und dadurch den ökologischen Lebensraum zu sichern, ergänzt Sven Ebeling.  Für die Zukunft könne er sich spezielle Kiesschüttungen in den Gräben vorstellen, die bei Niedrigwasser den Abfluss verlangsamten, bei Hochwasser aber kein Hindernis darstellten. Gemeinsame Absprachen zwischen Verbänden und Naturschutzbehörden liefen gut, oft vergehe aber zu viel Zeit, bis gehandelt werde, ärgert sich Ebeling. Doch die Prüfungsverfahren, die gesetzlichen Vorgaben seien umfangreicher geworden, erläutert Kreisbaudirektorin Maria Stellmann. Die Verwaltung müsse Anträge rechtssicher abarbeiten.

„Natur ist nicht museal“, wirft Dirk Janzen von der Biosphärenreservatsverwaltung ein. Neue ökologische Methoden der Wasserwirtschaft könnten auch in den Schutzgebieten erprobt werden.

Wasserrahmenrichtlinie und Grundwasser

Kreistagsmitglied Hermann-Dieter Klepper (SOLI) sieht deutliche Diskrepanzen zwischen den Belangen des Naturschutzes und der Wasserwirtschaft, er ist sich aber sicher, „dass wir zusammenarbeiten und zusammen kommen werden“. Ein Thema ist immer wieder die Beregnung von landwirtschaftlichen Flächen. Ein komplexes Thema, dabei gehe es auch um die gesamte Hydrologie und um den Klimawandel, erklärt Landrätin Dagmar Schulz. Lösungen könnten nur gemeinsam erreicht werden – zusammen mit Naturschützern, Landwirten und den Wasser- und Bodenverbänden.

Kommentare zum Inhalt
Zu diesem Inhalt sind noch keine Kommentare vorhanden.
Wollen Sie einen Kommentar erstellen?