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Gesamtkonzept Reststrecke Elbe (04.04.2023)
Landkreis Lüchow-Dannenberg (PM049/2023)

Gesamtkonzept Elbe

Foto (D.Drazewski): Sonnenaufgang an der ElbeEs gibt ganz unterschiedliche Blickweisen auf die Elbe: Hochwasser, Ökologie, Schifffahrtsstraße oder Tourismus. Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe hat Kreistagsmitgliedern in einer öffentlichen Ausschusssitzung das Gesamtkonzept für die Elbe erläutert. Neben der Kommunalpolitik haben auch rund 40 Menschen aus dem Wendland die Vorträge verfolgt. Denn es geht um „ihren Fluss“, um „unsere Elbe“ im Landkreis Lüchow-Dannenberg.

Der Kreistag Lüchow-Dannenberg hatte bereits am 03. Mai 2022 eine Resolution für den Schutz und Erhalt der naturnahen Flusslandschaft Elbe verabschiedet und wendet sich gegen das im Gesamtkonzept Elbe geplante Ziel, die Elbe für den Güterverkehr auf eine Fahrrinnentiefe von 1,40 m an 345 Tagen im Jahr zu vertiefen. 

Sensibler Lebensraum und europäische Wasserstraße

Die Elbe mit ihren Auen ist einerseits ein sensibler Lebensraum, andererseits eine bedeutende europäische Wasserstraße. Die Auen können Wasser speichern, sie binden Kohlenstoff. Bei Hochwasser kann die Elbe bedrohlich werden und für die Schifffahrt reicht der Wasserstand oft nicht aus. Um den Zustand der Elbe hinsichtlich des wertvollen Naturraums, der wasserwirtschaftlichen Anforderungen und der Schifffahrt langfristig zu verbessern, verabschiedeten zwei Bundesministerien und neun Bundesländer 2017 das Gesamtkonzept Elbe. Es dient als strategisches Konzept für die Entwicklung der deutschen Binnenelbe und ihrer Auen. In zwei Fachvorträgen haben Tobias Gierra (Projektleiter Gesamtkonzept Elbe) und Kira Colbatz (Teilprojekt Elbe-Reststrecke) vom Wasser- und Schifffahrtsamt das Gesamtkonzept Elbe  vorgestellt.

Grafik (WSA-Elbe): Optimierung der Strombauwerke

„Es (das Konzept) biete die Chance, die Elbe-Reststrecke ganzheitlich zu planen“, so Kira Colbatz, denn es gebe ein großes Potential ökologisch optimierter, flussbaulicher Maßnahmen. Das Konzept ist in vier Arbeitsbereiche aufgeteilt: Wasserwirtschaft, Naturschutz, Stromregelung/Sohlstabilisierung sowie Verkehr. Diese Arbeitsbereiche beeinflussen sich gegenseitig und sollen gemeinsam betrachtet werden. Um die Ökologie der Elbe zu verbessern, sei auch ein Ausbau erforderlich. Die Schifffahrtsverhältnisse sollen unter anderem durch auch „ökologische Optimierung der Strombauwerke“ verbessert werden. Im Prinzip könnten es lange inselähnliche Bauwerke parallel zum Strom sein, erläutert die Expertin vom Wasserstraßen und Schifffahrtsamt die Ideen anhand einer Skizze.

Zahlreiche Akteure haben an dem Konzept gearbeitet

Neben der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, der Bundesanstalt für Wasserbau, der Bundesanstalt für Gewässerkunde und dem Bundesamt für Naturschutz haben auch der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, das Land Mecklenburg-Vorpommern und die beiden Biosphärenreservatverwaltungen Niedersächsische Elbtalaue und Flusslandschaft Elbe – MV an der konzeptionellen Vorstudie gearbeitet.

Dabei geht es auch um die sogenannte „Reststrecke“ von Elbkilometer 508 bis 521, zwischen Dömitz und Hitzacker. In diesem Bereich wurden aufgrund der deutsch-deutschen Teilung die Buhnen nicht weiter ausgebaut, dadurch gibt es dort häufig Sandablagerungen und eine geringere Fahrwassertiefe. Dirk Janzen, Leiter der Biosphärenreservatverwaltung Niedersächsische Elbtalaue in Hitzacker zieht in seiner Präsentation "Reststrecke - Biosphärenreservatsverwaltung" ein erstes Fazit: „Die Reststrecke biete Chancen und Risiken in Bezug auf die ökologische Verbesserung in der Elbtalaue.”  Janzen lobte die professionellen Partner in der Arbeitsgruppe. Doch für eine optimale Lösung bräuchte es die gesamte Fachkompetenz auch der Verbände.

Naturschutzverbände, wie der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) seien an der Studie nicht direkt beteiligt gewesen, erläutert Iris Brunar in ihrem Vortrag.

Das Gesamtkonzept Elbe bewertet Iris Brunner kritisch, die unterschiedlichen Ziele wurden in der Vergangenheit schon im Einzelnen nicht erreicht, jetzt sollen sie zugleich erreicht werden. Nach wie vor liege ein großes Augenmerk auf der Schifffahrt. Bei der Umsetzung bestehe eine Schieflage, für den Verkehrsbereich seien 30,5 neue Stellen geschaffen worden, für die Natur und Wasserwirtschaft nur zwei. „Die gleichrangige Umsetzung der Ziele ist aus Sicht der Umweltverbände zu Lasten der ökologischen (…) Ziele gefährdet.“ Sie bewertet die positiven ökologischen Effekte der angedachten Parallelwerke eher begrenzt, bei Niedrigwasser könnten die Gebiete verlanden. Fische und andere Lebewesen wären dann auf einen schmalen Schlauch im Fluss angewiesen.

Modellregion für natürlichen Klimaschutz

Sie fordert, dass das Gesamtkonzept Elbe aktualisiert wird. Äußere Rahmenbedingungen haben sich verändert, Dürrejahre und der Klimawandel müssten entsprechend berücksichtigt werden. „Die Elbe könnte Modellregion für natürlichen Klimaschutz werden.“ Regelmäßig überflutete Auen speicherten 30 Prozent mehr Kohlenstoff als trockenere Standorte. Mit der ersten großen Deichrückverlegung in der Lenzener Elbtalaue wurden bereits 430 ha Auenflächen reaktiviert. Auen sind natürliche Wasserspeicher und sichern den Wasserhaushalt in der Landschaft.

Angesichts neuer Rahmenbedingungen sieht das Gesamtkonzept Elbe auch das Themenfeld der Zukunftsbetrachtung vor. Unter diesem Punkt fallen: „Weitergehende Perspektiven und Erfordernisse (die) über den räumlichen, inhaltlichen und zeitlichen Rahmen der Eckpunkte und der Geschäftsordnung des Gesamtkonzeptes hinaus (gehen).“

Das könnte ein Ansatz sein, Verbände und die Öffentlichkeit, aber auch Elbanlieger-Gemeinden und Landkreise einzubinden. Mitentscheiden können diese bislang nicht, aber von den möglichen Auswirkungen sind sie betroffen. Etwa wenn es um Hochwasserschutz, Natur und Tourismus oder um Wassermanagement geht.

 

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