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„Man brauche die Zuversicht, Strukturschwäche in Zukunftsstärke zu verwandeln.“ (26.04.2023)
Landkreis Lüchow-Dannenberg (PM 066/2023)

Foto (D.Drazewski): Vortrag Prof. Hans-Günter HennekeGastredner beim Frühjahrsempfang des Landkreises Lüchow-Dannenberg war Prof. Dr. Hans-Günter Henneke. Der Jurist kennt die Situation ländlicher Räume, aufgewachsen auf dem elterlichen Hof in Syke, im Landkreis Diepholz arbeitete er als Kreisrat und später als Hauptgeschäftsführer des Deutschen Landkreistages.

Der engagiert auftretende Mann setzt sich seit Jahrzehnten für die Belange der Landkreise ein. „Ich sage aber nicht, wie es bei Ihnen geht, das müssen Sie selber wissen.“ Henneke zitiert aus dem Kreisentwicklungs- und Wachstumskonzept des Landkreises, um ´Strukturschwäche in Zukunftsstärke` zu verwandeln. Dazu gehöre das Zusammenwirken von Politik und Verwaltung. „Der Kreis ist eins“, betont Henneke vor den rund 150 Gästen des Jahresempfangs.

Deutschlandweit ist Lüchow-Dannenberg der Kreis mit der geringsten Einwohnerzahl und in Westdeutschland hat der Kreis die geringste Bevölkerungsdichte. „Aber die ganze Umgebung ist so“, erklärt Henneke. Die Prignitz habe deutschlandweit die geringste Einwohnerdichte, gefolgt vom Altmarkkreis Salzwedel. In der Region gibt es die Gemeinsamkeit der geringen Bevölkerungsdichte. Für Tourismus oder Naturschutz könne dies positiv sein, es bedeutet aber auch mehr Kosten für Infrastruktur. „Wir haben nachgewiesen, dass die Aufgabenerfüllung in der Fläche mehr Geld kostet. Kreisstraßen, Abfallentsorgung  oder der ÖPNV. Das müsse im kommunalen Finanzausgleich des Landes berücksichtigt werden.

„Frauen machen Führerschein“ - Mobilität auf dem Land

Einer der Hauptunterschiede zwischen Stadt und Land war schon immer die Mobilität. „Frauen machen Führerschein und fahren zum Frisör“, zitiert Henneke die Bestsellerautorin Dörthe Hansen. In ihrem Roman „Mittagsstunde“ beschreibt sie den Wandel der dörflichen Struktur seit den 1960er Jahre bis heute.  Wenn Menschen aus der Stadt auf Land ziehen, dann gehe es heute auch um die Sicherung (umweltgerechter) Mobilität. „Das ist eines der großen Gleichstellungsthemen“ und da helfe das „vermaledeite 49-Euro-Ticket“ nur wenig, die Infrastruktur fehle. Für den ländlichen Raum müssen entsprechende Angebotsformen entwickelt werden. Dafür brauche es eine vernünftige strukturelle Finanzausstattung der Gemeinden und eine entsprechende Kreisumlage. „Und natürlich den Finanzausgleich des Landes, damit die Kreise nicht laufend neuen Fördergeldern hinterherjagen müssen.“

„13 Kühe und 13 Hektar Land“ - Förderung der Agrarstruktur

Längst habe sich der elterliche Hof mit einst 13 Kühen gewandelt, so Henneke. Höfe wurden größer, es gab mehr Flächen. Und mittlerweile seien Wohnungen in dem großen bäuerlichen Elternhaus entstanden. Statt Neubausiedlungen auf der Grünen-Wiese am Dorfrand könnten auch alte Hofstellen zu neuen Wohnraum entwickelt werden.

Seit 1970 ist im Grundgesetz die Verbesserung der Agrarstruktur als Gemeinschaftsaufgabe benannt (Artikel 91a GG). Um Strukturen zu ändern, braucht es weiterhin eine Agrarförderung, es ist ein Teil der regionalen  Wirtschaftsförderung. „Es muss unser großes Ziel sein, die Belange des ländlichen Raumes und Belange der Landwirtschaft nicht als Unterschied zu sehen, sondern gemeinsame Belange herauszufinden.“ Demzufolge muss vor allem der Fragestellung zur Förderung des ländlichen Raumes mehr Bedeutung zugemessen werden.

Neben dem Wandel in der Landwirtschaft gilt es auch junge Menschen für den ländlichen Raum zu gewinnen, die Digitalisierung und den Breitbandausbau weiterzuentwickeln. Dabei müssen die Menschen vor Ort einbezogen und mitgenommen werden. Der Landkreis Lüchow-Dannenberg ist mit seiner Geschichte im ehemaligen Zonenrandgebiet und mit den Auseinandersetzungen um Gorleben etwas „Besonderes“, dadurch sei eine Identität geschaffen worden, „die es zu bewahren gilt.“

In einem dünn besiedelten Gebiet mit vielen kleinen Gemeinden gebe es eine natürliche Symbiose zwischen Gemeinden, Samtgemeinden und dem Kreis, dieser müsse integrieren. „Ihre Aufgabe ist es, gemeinsam ´Strukturschwäche in Zukunftsstärke zu verwandeln`, dafür gilt es Danke zu sagen.“ Seine Worte richtet Hans-Günter Henneke  nicht nur an Lüchow-Dannenbergs Landrätin Dagmar Schulz – sondern vor allem an die Mitarbeitenden der Verwaltung. Antworten müssten aus Diskussionen, aus Prozessen vor Ort entwickelt werden – auch das sei Teil der verfassungsrechtlich garantierten kommunalen Selbstbestimmung.

 

 

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